ALS DA OBEN NOCH DER BEPU GELEBR HAT
Das Zuhause von Bepi war eine bescheidene kleine Hütte direkt unter der Wand des Colodri. Davor gab es auf der linken Seite ein Stück vertrocknete und zertrampelte Wiese, auf der die Bergsteiger ihre Autos parkten. Für mehr als acht Autos war hier kein Platz, aber das hat gereicht. Umringt von großen Felsen, die die Bergsteiger nach ihrer Tour oder bei schlechtem Wetter nutzen, um sich an diesen Miniwänden zu messen. Damals hat war Bouldern noch kein Begriff, alle dachten einfach nur, dass das zum Bergsteigen dazu gehört, wie schon seit mehr als siebzig Jahren. Roberto Bassi, Hainz Mariacher, Manolo, Luisa Jovane... die besten der damaligen Zeit. Uns Neulingen, die wir noch grün hinter den Ohren waren, blieb nichts anderes übrig als dabei zuzuschauen oder aber unser Ass aus dem Ärmel zu ziehen, Lucio, der mit seinen kräftigen Muskeln im Felsen echte Wunder vollbrachte und in diesem Fall den Ruf unseres bunt zusammengewürfelten Haufens rettete.
Bepi war ein komischer Kauz, manchmal lud er uns ein, etwas mit ihm zu trinken, aber nur dann, wenn wir auch ein paar Mädels mit dabei hatten. Sein Haus war voller Steine und er erzählte uns, dass er in den Steinen nach seinem Fuß suchte, den er im Krieg verloren hatte. In der kleinen Hütte gab es einen Ofen, auf dem in einem großen Topf immer Wasser kochte, und ich erinnere mich noch genau an den Rauchgeruch und seine Geschichten, bei denen es sich um romantisch verklärte Fantastereien handelte.
Meine Freunde gehen außen herum, während ich direkt hinaufgehe und die Pizzeria, die einst die Hütte von Bepi war, unter der Wand rechts liegen lasse. Links befindet sich jetzt ein Gitter, das den Weg zum alten Parkplatz versperrt, und einige Bäume, die zu nahe an den Felsen gewachsen sind, machen ihr Erklettern heute unmöglich. Ich blicke nach oben auf die unveränderte Wand des Colodri, die trotz des frühen winterlichen Lichts bereits erstrahlt und alle ihre Geheimnisse zur Schau stellt.