DIE TOUR DER 13 GIPFEL
by Giacomo Meneghello
Was mir bis dahin noch fehlte, was ich aber bald finden sollte, war der richtige Partner, mit dem ich ein so ehrgeiziges Projekt in Angriff nehmen konnte. Wir sprechen hier von 3.650 Höhenmetern auf 32 Kilometern und einem Weg, der alles andere als eine einfache Wanderung ist. Wer könnte sich für dieses Projekt begeistern, wenn nicht der Skibergsteiger Robert Antonioli? Er kennt dieses Gebirge wie seine Westentasche. Es ist sein Zuhause und es sind die Berge, an denen er das ganze Jahr über trainiert und wohin er sich gleichzeitig auch auf der Suche nach Ruhe zurückzieht. An diesen Bergen ist er Jahr für Jahr gewachsen und hat sich weiterentwickelt, ohne jemals seinen Enthusiasmus zu verlieren - ein Enthusiasmus, der immer noch durchscheint, wenn man seine Augen bei der Erinnerung an ein Abenteuer im Gebirge mit Herzklopfen und vor Anstrengung schmerzende Beine aufleuchten sieht. Unsere Entscheidung war schnell getroffen. Wir brauchten nicht viele Worte zu verlieren. Sollen wir es tun? Ja, lass es uns machen!
Nach dem obligatorischen Foto unter dem Gipfelkreuz setzten wir unsere Tour fort. Um uns herum herrschte eine mystische Atmosphäre, denn ein diffuser Nebel durchzog das Tal. In kurzer Zeit erreichten wir einen weiteren Gipfel, dieses Mal die Punta Pedranzini, die wir schnell überschritten, um direkt zum Monte Dosegù weiterzugehen. Während wir uns unterhielten, erstrahlte der Himmel in einem Licht, das unser ganzes Abenteuer noch lohnenswerter machte. Instinktiv blieben wir stehen und die Kamera fing Bilder ein, während Robert einfach den Moment genoss. Eine kurze Pause auf einer Reise, die definitiv in die richtige Richtung ging.
Das nächste Ziel war die Punta San Matteo, der höchste Punkt unserer Tour, mit einer Höhe von 3.678 Metern. Vielleicht auch einer der schwierigsten Abschnitte der gesamten Route. Der heiße Sommer hatte den Gletscher, der sich entlang der Flanken des Berges und des Nordwestgrates erstreckt, stark angegriffen. In guten Jahren ist der Gletscher problemlos zu begehen, aber an diesem Tag war er eine reine Eisfläche, auf der man sich nur mit größter Vorsicht bewegen konnte. Selbst das kleine Couloir, das normalerweise einen einfachen Zugang vom Gletscher zum Grat ermöglicht, war vereist und von Steinschlag gefährdet. Die einzige sichere Lösung bestand darin, einen Umweg um diesen Bereich herum zu machen und sich nicht in Gefahr zu begeben. So kletterten wir auf einem alles andere als soliden Felsband und erreichten schließlich den Gipfel. Nun hatten wir auch den vierten Gipfel erklommen - und es waren erst dreieinhalb Stunden seit dem Beginn unserer Tour vergangen.
Auf dem Gipfel gönnten wir uns eine kurze Pause. Nachdem ich einen Energieriegel gegessen hatte, nahm ich die Kamera und begann zu fotografieren, wobei ich dabei für ein paar Minuten völlig in der Landschaft versunken war.
"Es ist spektakulär hier, Robert." Robert? Ich bekam keine Antwort. Ich drehte mich um und sah, dass er verschwunden war. Diejenigen, die ihn nicht kennen, würden denken, dass er schon wieder aufgebrochen war, als wäre er im Wettkampfmodus, aber stattdessen war er auf das Eisfeld hinuntergestiegen, um nach Kriegsrelikten zu suchen, die in diesem Jahr aufgrund der Gletscherschmelze häufiger denn je auftauchten. Aber das Glück ist leider doch nicht immer mit den Tüchtigen, und so sah ich meinen Gefährten nach etwa 20 Minuten mit leeren Händen zurückkehren.
"Keine Fundstücke heute", berichtete er, und wir zogen gemeinsam weiter.
Vom Gipfel aus stiegen wir zügig ab und erreichten den Passo della Sforzellina, der einige hundert Meter hinter der Scharte liegt, an der heute der Wanderweg vorbeiführt, der den Gaviapass mit dem Tal ins Trentino hinunter verbindet. Hier beginnt der Nordkamm des Corno Tre Signori, auch wenn es keine richtige und offizielle Route gibt. Aus diesem Grund beschlossen wir, weiterhin unserem Instinkt zu folgen und in etwa auf der Linie des Grates zu bleiben. Wir kletterten Abschnitte im 2. Schwierigkeitsgrad und einige Abschnitte im 3. Schwierigkeitsgrad, auf denen sich Robert wie eine richtige Gämse bewegte. Vorsichtig versuchte ich, seine sicheren Schritte zu übernehmen und überließ ihm die mühsame Aufgabe, die Festigkeit jedes Tritts zu überprüfen.
Mehr als acht Stunden waren bereits vergangen, als wir endlich den Gipfel des Corno Tre Signori auf 3.360 Metern Höhe erreichten. Ich muss zugeben, dass ich langsam die ersten Anzeichen von Müdigkeit und Erschöpfung verspürte, aber beides war schnell vergessen, als ich meine Kamera in die Hand nahm und ein Panoramabild aufnahm, das zu schön war, um es nicht festzuhalten.
"Lass uns hier lang gehen, das ist schneller", schlug Robert vor. Und so stiegen wir zwischen Felsbrocken ab, die zwar stabil schienen, aber auch eine gewisse Steilheit aufwiesen. Dieser Abschnitt brachte uns (glücklicherweise) rasch wieder auf den Normalweg des Corno Tre Signori und anschließend auf die Bocchetta dei Camosci. Meine Beine waren schon müde, als ich Robert weiter folgte, der immer noch agil und flink unterwegs war und mit unglaublicher Leichtigkeit den Torre dei Camosci erklomm, einen Felszahn, der einige Dutzend Meter hoch in den Himmel ragt, als wolle er ihn durchbohren.
Oben angekommen, lächelte Robert. Er war gänzlich in seinem Element.
Vorsichtig stiegen wir in ein Couloir ab, das unterhalb des Gipfels beginnt, und von rutschigem Geröll und Schutt umgeben verloren wir rasch an Höhe, bis wir die Seen am Fuße des Berges erreichten. Durch die Hitze und die Trockenheit waren sie zu kleinen Tümpeln geschrumpft, die von Treibsand-ähnlichem Schlamm umgeben waren. Wir mussten daher vorsichtig sein, wenn wir uns ihnen näherten. Allerdings hätten wir ohnehin keine Zeit gehabt, unsere Füße im Wasser zu erfrischen, denn der elfte Gipfel wartete schon auf uns. Der Gipfel des Monte Gaviola. Der Gaviola ist der letzte Gipfel auf der Südseite des Passes und von dort aus würden wir schon bald das Rifugio Bonetta erreichen, das ein paar hundert Meter unter uns lag. Gerade noch rechtzeitig, bevor uns der Hunger packte. Immerhin waren wir schon fast zehn Stunden unterwegs, und als wir den Hüttenwirten davon erzählten, konnten wir deren Einladung zu einem Mittagessen und dem ersten Bier des Tages nicht widerstehen.
Aufgrund unserer Müdigkeit und des ausgezeichneten Essens verbrachten wir schließlich mehr als eine Stunde damit, uns im Rifugio zu erholen und zu stärken. Schweren Herzens machten wir uns dann aber wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel war der Monte Gavia, zunächst auf dem alten, einfachen Militärweg, dann über felsiges Gelände bis zum letzten Felszacken, den wir über einige Abschnitte im zweiten Grad erklommen. Unser elfter Gipfel begrüßte uns mit dem Ausblick auf Regen. Am Horizont zeichneten sich bereits graue Wolken ab. Wir mussten uns also beeilen.
Ein schier endloser und mühsamer Weg durch Geröll führte uns endlich zum Ausgangspunkt des Aufstiegs zu der Scharte, die den Gaviapass vom Val di Rezzalo trennt. Doch damit war es noch nicht getan - ganz im Gegenteil. Hatte uns das Geröll schon vorher zu schaffen gemacht, so wurde der Weg durch diese instabilen Traversen und unsere Erschöpfung nach den vielen Stunden der Anstrengung noch viel beschwerlicher. Doch der Albtraum setzte sich fort, denn unser Weg führte uns durch ein brüchiges Couloir, in dem wir stets konzentriert bleiben und jeden Schritt sorgfältig abwägen mussten. Währenddessen blickten wir sehnsüchtig auf die sonnenverwöhnten, grünen Wiesen im Talboden. Wie eine ferne Fata Morgana, die wir kaum erwarten konnten. Schließlich spürten wir das weiche Gras unter unseren Füßen. Eine willkommene Erleichterung, gefolgt von einem weiteren einfachen Anstieg, der uns schließlich zur Scharte führte. Vor uns lag der letzte verbleibende Gipfel, der einzige auf unserer Tour, der die 3000er-Marke nicht erreicht: Der Monte Gavia mit seinen 2.987 Metern Höhe. Es war einer der unbeschwertesten Momente des ganzen Tages - vielleicht, weil es der letzte Gipfel war, vielleicht aufgrund der Unkompliziertheit dieses letzten Abschnitts. Vielleicht auch, weil wir eine große Genugtuung verspürten, dass wir die Überquerung der 13 Gipfel des Gavia geschafft hatten. Eine Umrundung, über die wir selbst staunen konnten, als wir mit dem Rücken aneinander gelehnt auf dem Gipfel saßen und von Müdigkeit und Glück übermannt wurden. Aber wir durften nicht zu viel Zeit vertrödeln. Es zog nämlich bereits ein Unwetter auf und so machten wir uns erneut auf den Weg - Robert mit einer so beeindruckenden Geschwindigkeit, dass es fast so aussah, als würde er skifahren. In Windeseile erreichten wir das Rifugio Berni, unseren Ausgangspunkt.
Wir waren etwas mehr als 13 Stunden unterwegs gewesen, doch jetzt konnten wir uns endlich glücklich umarmen. Auf dem Gipfel war dafür keine Zeit, denn der aufziehende Sturm hatte uns zum Weitergehen gezwungen. Es war ein unglaubliches Abenteuer, das mir noch tagelang ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, wenn ich mich an das berauschende Gefühl des ständigen Auf und Ab erinnerte, an all die Gipfel, die innerhalb weniger Stunden auf einer Route erreicht wurden, die wie geschaffen ist für diejenigen, die die Berge in ihrer Ursprünglichkeit lieben.
DIE ROUTE
32 km, 3.650 m positive Höhendifferenz
Rifugio Berni (2.540 m) – Piz Tresero (3.594 m) – Punta Pedranzini (3.599 m) – Monte Dosegù (3.560 m) – Punta San Matteo (3.678 m) – Monte Mantello (3.518 m) – Cima Villacorna (3.447 m) – Cima Vallombrina (3.220 m) – Bivacco Battaglione Ortler (3.120 m) – Passo Dosegù (2.990 m) – Punta della Sforzellina (3.099 m) – Corno Tre Signori (3.360 m) – Torre dei Camosci (3.110 m) – Monte Gaviola (3.022 m) – Gaviapass / Rifugio Bonetta (2.621 m) – Monte Gavia (3.220 m) – Cima Gavia (2.987 m) – Rifugio Berni (2.540 m)